Warum der Soester Grünsandstein eigentlich Grünstein heißen müsste

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16. Februar 2020

Wer kennt als Soester nicht die Frage von Auswärtigen zur Kirmeszeit: „Ich habe mein Auto an irgendeiner grünen Mauer oder Kirche abgestellt und finde es nicht wieder!“

Mit Grün meinen die Meisten die olivgrüne Färbung unseres hiesigen Soester Grünsandsteins.

Und schon befinden wir uns mitten in der Gesteinskunde.

Eigentlich müsste es nur Grünstein heißen und nicht Grünsandstein. Um sich Sandstein zu nennen, müsste der Soester Stein einen Anteil von mind. 50% Sandkörnern haben, d.h. von Körnern, die in der allgemeinen Definition der Korngröße Sand zwischen 0,063 und 2 mm groß sind. Und wer sich schon mal den Stein aus der Nähe angeschaut hat, sucht die Sandkörner vergeblich. Es handelt sich hier mehr um einen Kalkstein als um einen Sandstein. Die Grünfärbung erhält der Stein übrigens von dem Mineral Glaukonit, sozusagen der Seele des Steins. So kam es, dass sich vor ca. 145-165 Mio. Jahren im Küstengebiet des Kreidemeeres am südlichen Rand der Westfälischen Bucht unser Heimatstein bildete. Genaue Zusammensetzung Glaukonit und Quarz 42,1%, Kalk 43,37%, Aluminium und Eisenoxyd 12,72% und Kalziumphosphat 1,37%.

Die Abbaugebiete befanden sich vermutlich im südlichen bis südöstlichem Gebiet von Soest und entlang des Hellwegs Richtung Westen. Noch heute finden sich Spuren dieser mühevollen Steingewinnung Richtung Opmünden und in der Nähe von Hiddingsen. Denn um den Bedarf an Baumaterial allein im 13. Jahrhundert zu stillen, bedurfte es einer Vielzahl von Steinbrüchen. Die Bautätigkeit in dieser Zeit war immens. Soest war zu dieser Zeit reich und die Bevölkerung wuchs. Die Pfarrkirchen entstanden, viele Steinhäuser wurden gebaut und nicht zuletzt die Stadtmauer verschlang alleine schon um die 30000m³ Grünstein.

Leider sind alle Steinbrüche erloschen, ein vergleichbares Material wird in und um Anröchte abgebaut. Der Anröchter Grünstein. Material aus der Kernbank oder weichgrünen Bank kommt dem Soester Stein schon sehr nahe, die satte olivgrüne Färbung hat er allerdings nicht.

Umso wichtiger ist es diesen Stein zu erhalten, um den Teint von Soest zu bewahren.

 

Markus Madeia macht auch ganz normale Steinmetzarbeiten. 2015 erhielt sein Betrieb die Auszeichnung „Fachbetrieb für Denkmalpflege“. Markus.Madeia@SoestExtra.info