01.März 2020
John F. Kennedy versprach den Amerikanern, noch vor Ende der 60er Jahre einen Menschen zum Mond zu bringen. Und er fügte hinzu: „Nicht weil es einfach ist, sondern, weil es schwer ist.“ Obama sagte seinen Landsleuten. „Yes, we can!“ Und dann kam Trump mit „Make America Great Again!“ Drei rhetorische Phrasen mit Strahlkraft. Bilder, die sich jeder vorstellen konnte. Visionen, hinter denen sich fast das ganze Land versammeln konnte.
Was das mit Soest zu tun hat? Vor 20 Jahren wurde diese Stadt aus dem Dornröschenschlaf geweckt. Es begann mit dem Umbau der Fußgängerzone. Es folgten Ansiedlung der Fachhochschule, Attraktivierung des Weihnachtsmarktes, Bau des Aquafuns, Ausweisung von neuen Wohn- und Gewerbeflächen. Ertüchtigung von Schulgebäuden und auch der einen oder anderen Sporthalle. Heute ist die Stadt Digitale Modellkommune (was immer das für den Bürger konkret heißen mag). Doch wo steht Soest morgen und übermorgen? Wo ist die Linie, die Vision mit Strahlkraft, das Bild, an dem sich jeder hier mit wohlverstandenem Lokalpatriotismus orientieren kann? Wo ist das geeignete politische Führungspersonal, das diese Visionen allgemeinverständlich formuliert und uns alle begeistert und mitnimmt?
Gesundheitsstandort Soest? Hier wird gerade der Mangel verwaltet. Bildungsstandort? Keine Bewegung zu erkennen. Tourismus, Gastronomie, Kirmes, Weihnachtsmarkt? Ganz ordentlich, aber eigentlich auch nur die aufmerksame Verwaltung des städtebaulichen Erbes. Digitale Modellkommune? Auch hier wird nur der Anschluss an den technischen Status Quo gefunden. Wie sehen hier die Konzepte für die Zukunft aus? Und in welche sprachlich-kompakte Formel kann man sie packen?
Wohin geht Soest? Wer sagt es uns? Wie leben wir hier in 20 Jahren? Wenn wir diese Antworten nicht suchen und nicht formulieren, ergeht es uns wie einigen Nachbarstädten im Kreis Soest: Einschlafen und dann in Sachen Stadtentwicklung langsam auf die Abwärtsspirale zusteuern. Das kann niemand wollen.